„Ich fuhr mit dem Schulbus nach Hause. Zuhause angekommen sah ich meine Mutter hektisch umherrennen. In letzter Zeit arbeitete meine Mutter immer mehr. Neben ihrem Job bei der Stadt kümmerte sie sich ehrenamtlich um Senioren. Es hatte alles mit einer Nachbarin angefangen. Meine Mutter ging mit ihr spazieren, begleitete sie zum Arzt und machte für sie kleine Erledigungen. Mittlerweile betreute meine Mutter nach ihrer Arbeit vier Senioren.
In unserer Nachbarschaft in Bochum Hamme war sie schon als „Eli die Fee“ bekannt. Immer mehr Seniorinnen und Senioren wollten von ihr betreut werden. „Okan, da bist du ja“, sagte meine Mutter. „Wie war die Schule?“ „Wie immer…“ „Gut. Okan. Kannst du mir heute Nachmittag helfen?“ Ich nickte energisch.
Ich bewunderte meine Mutter. In den letzten Wochen las sie viele Bücher über das Unternehmertum und versuchte so ihre ehrenamtliche Nebentätigkeit besser zu strukturieren. „Wie kann ich dir helfen?“ „Kannst du für Frau Müller einkaufen gehen? Dann kann ich mit Frau Schmidt spazieren gehen.“ „Ja klar, mach ich!“ Ich lächelte ihr zu. Doch die Anspannung im Gesicht meiner Mutter hielt an. „Aber dann ist die Frau Karl immer noch nicht betreut…“, sagte meine Mutter. Sie überlegte kurz und sagte: „Ich ruf die Fatma an. Die kann mir bestimmt helfen.“ Fatma ist die beste Freundin meiner Mutter. Sie half ihr an diesem Tag zum ersten Mal und übernahm die Betreuung von Frau Karl. Fatma hatte genau so viel Spaß an der Betreuung und Unterstützung der Senioren wie meine Mutter. Schnell übernahm sie mehr Senioren. Durch die Mund zu Mund Propaganda in unserer Nachbarschaft musste sie das auch.
Der Ruf meiner Mutter als „Eli die Fee“ ließ das Telefon nicht verstummen. Immer öfter half ich nach der Schule aus. Meine Mutter las mehr Bücher und spielte schließlich mit dem Gedanken ihr Ehrenamt zum Beruf zu machen. Im Sommer 2007 setzte sie alles auf eine Karte, kündigte ihren sicheren Job bei der Stadt und meldete ein Gewerbe an.
Anfangs war alles eher amateurhaft. Meine Mutter regelte alles von unserem Wohnzimmer aus. Bewerberinnen für Betreuungskräfte saßen in unserem Wohnzimmer auf der Couch und wurden darauf geprüft, ob sie das Herz am rechten Fleck haben. Ich half ihr neben der Schule so gut ich konnte und begeisterte mich immer mehr für das Unternehmertum und fing schließlich an, Management & Economics zu studieren.
Der Dominoeffekt setzte ein. „Eli die Fee“ bestand nicht mehr nur aus meiner Mutter, Fatma und mir. Im ersten Jahr betreuten fünf Freundinnen meiner Mutter Senioren in der Nachbarschaft. Jedes Jahr sprach sich der Spirit von „Eli die Fee“ zunehmend herum. Meine Mutter lernte mehr und mehr über das Unternehmertum und „Eli die Fee“ wurde professioneller.
Mittlerweile beschäftigen wir über 100 Mitarbeiter und betreuen über 1000 Senioren im ganzen Ruhrgebiet. Aus einem ehrenamtlichen Hobby nach der Arbeit wurde eine GmbH. Meine Mutter ist mittlerweile nicht mehr operativ im Unternehmen tätig. Ich übernahm nach und nach ihre Aufgaben und bin seit 2017 offiziell der Geschäftsführer. Jeden Samstag nach unserem Familienfrühstück setze ich mich mit ihr zusammen, lege ihr die aktuellen Zahlen vor, spreche über die aktuellen Herausforderungen des Unternehmens und höre mir ihre Ideen an. Ihr Spirit, ihre Leidenschaft, ihre Freude an der Arbeit werden von allen Mitarbeitern bei „Eli die Fee“ verkörpert.
Aus Freundschaft und Familie ist in der Nachbarschaft von Bochum Hamme „Eli die Fee Seniorendienst GmbH“ entstanden mit der Vision, bis 2030 deutschlandweit durch ambulante Betreuung Senioren vor der Vereinsamung zu bewahren."
- Okan Elibol, Geschäftsführer